Es begann mit einer Erkenntnis

Als ich vor einigen Wochen mit meiner Frau im Supermarkt stand, wurde es uns auf einmal klar. Alle die Fleischprodukte, die hier fein abgepackt im Kühlschrank lagen, waren uns nicht geheuer. Wir hatten das ungute Gefühl, dass alle Produkte aus riesigen industriellen Fleischproduktionen stammen. Wir hatten die Erkenntnis, dass nicht nur das Töten und Verarbeiten industrialisiert ist, sondern schon die “Erzeugung” ein massenhafter industrieller Vorgang ist.

Unser Blick schweifte auf die Bio-Siegel und wir standen vor der Frage, ob diese Produkte nicht nur teurer, sondern auch besser sind. Was den Einsatz von Chemie und Dünger angeht ganz sicher. Aber sind Bio-Produkte tatsächlich keine Industrieprodukte? Doch, Sie sind es, nur eine modernere Form der Industrie, die nicht allein auf den Preis, sondern wenigstens in Ansätzen auch auf die Qualität achtet.

Wir haben an dem Tag entschieden, hier nicht einzukaufen und uns besser zu ernähren.

Das Thema hatte sich in unseren Köpfen festgesetzt und so haben wir einige Überlegungen angestellt, wie wir die Lebensmittelproduktion einzuschätzen haben. Schon das Wort Lebensmittel verbindet sich eigentlich nicht mit natürlichen Gegebenheiten. Es handelt sich um Produkte des sogenannten “Lebensmitteleinzelhandels”. Das Wort Lebensmittel steht für etwas kaltes und anonymes. Früher war es noch der Händler oder der Handwerksmeister, der für die Qualität der Produkte im wahrsten Sinne des Wortes gerade stand. Heute finden sich überall Hersteller-Marken auf den Produktverpackungen. Die Qualität soll also, wie bei jedem Markenartikel, durch eine ausgereifte, überwachte Massenproduktion beim Produzenten sicher gestellt werden. Wir sollen also akzeptieren, dass nur ein industrieller auf Wiederholbarkeit und Effizienz aufgesetzter Prozess die notwendige Lebensmittelqualität und die Einhaltung der in Deutschland strengen gesetzlichen Vorgaben sicher stellt. Ein Blick in die Gesetze macht dann auch klar, dass hier die Risiken einer massenhaften Verbreitung von Lebensmitteln ausgeschlossen werden sollen. Das Risiko der großen Menge ist die Masseninfektion mit einer echten Bedrohung der Volksgesundheit.

Aber wie ist es nun im Handwerksbetrieb, beim Bauern und beim Fleischer um die Ecke. Zunächst gilt eine ganz klare Feststellung: Nur weil etwas in dem kleinen Laden um die Ecke teurer ist, ist es nicht von höherer Qualität. Wo kommt die Ware denn her? In meiner Erinnerung sehe ich den kleinen Metzgerladen in direkte Nachbarschaft meines Elternhauses. Dort wurden ab und zu lebendige Tiere angeliefert, die dann im Hof des Betriebes vom Metzger getötet und fachmännisch aufbereitetet wurden. Hier galt noch echtes Handwerk. Heute ist das ganz anders. Die kleinen Handwerksbetriebe verwenden die nahezu gleiche Ware, wie die Industrie. Es mögen zwar mit “Bio” etikettierter Tiere sein, denen es ein wenig besser geht, doch der allgegenwärtige Preisdruck erfordert auch hier eine möglichst günstige und massenhafte Tierhaltung. Die Tötung und Aufbereitung des Fleisches erfolgt auch für den Metzger in den Großbetrieben. Nicht selten sind die umsatzstarken einfachen Würste gar nicht mehr vom Fleischer selbst, sondern zugekaufte Ware. Fragen Sie einmal im Fleischerfachgeschäft, welche Ware in der Theke aus der eigenen Produktion ist. Die Antwort wird Sie sicher so erschrecken, wie es uns verwundert hat.